Viele Flüchtlinge sterben auf ihrem Weg nach Europa. Meistens bekommen wir davon hier in Thüringen gar nichts mit. Kein Wunder: Denn wie viele es genau sind, weiß eigentlich keiner. Eine Gruppe von Journalistinnen und Journalisten aus ganz Europa hat das jetzt geändert. Sylke Gruhnwald ist eine von ihnen.
Es gibt keine offizielle Gesamtstatistik, weder seitens einer Institution der Europäischen Union, beispielsweise Frontex führt solche Statistiken nicht.
Deshalb haben schon in den letzten Jahren einzelne Nonprofit-Organisationen und Journalisten Daten gesammelt und Zahlen zusammengestellt. Die alten Schätzungen gingen davon aus, dass die Zahl der Toten und Vermissten auf dem Weg nach Europa seit den 1990er bei etwa 18.000 liegt.
All diese Datensätze haben wir zusammengefasst, haben darüber hinaus weitere Fälle recherchiert und auch dokumentiert und in einer Datenbank zusammengetragen.
Und diese Datenbank heißt „Migrants’ Files“, zu deutsch etwa: „Die Flüchtlings-Akten“. Journalistin Sylke Gruhnwald erklärt, die neuen Zahlen seien schockierend: Seit dem Jahr 2000 sind demnach über 23.000 Flüchtlinge gestorben oder werden vermisst.
Wir wissen aber auch, dass die Dunkelziffer um ein vieles höher sein muss.
Ein weiteres Ergebnis ist, dass wir sicherlich nachzeichnen konnten, wie sich Routen verändern, also welchen Weg Flüchtlinge wählen, um nach Europa zu gelangen. Dass sich diese Wege verändern je nach Jahreszeit, abhängig von lokalen Konflikten und Kriegszonen und – so traurig das klingen mag – je nach Vorliebe der Menschenhändler.
Das besondere an der Datenbank ist, dass sie für jeden im Internet einsehbar ist. Und wenn Sie die Website aufrufen, sehen Sie auf einer Landkarte, in welchen Gebieten die meisten Menschen sterben oder verloren gehen. Finanziert wird das Projekt über ein Stipedium von „Journalismfund“ und unterstützt von der neuen Züricher Zeitung.
Menschenrechtsorganisationen wie „Pro Asyl“ und viele Medien loben das Projekt. Die zehn Journalistinnen und Journalisten der „Migrants’ Files“ wollen deshalb weitermachen und bewerben sich bereits für weitere Stipendien.
Das, was wir mit den „Migrants’ Files“ aufbereitet haben, diese Datenbank, ist in ihrer Art einmalig, und wir hoffen sie auch aufgrund dessen weiterführen zu können.
Stefan Erbe, Evangelische Redaktion